Interview

Interview mit den Autoren

„Ein Paradigmenwechsel
in der Bienenhaltung“


Das Autoreninterview führte Natalie Nicola
von schreib-vielfalt.de.

Uwe & Christoph, ihr habt euch von der Honigproduktion gelöst und euren Honigbienen mehr Freiheiten gegeben, ihre „wilde Seite“ zu leben. War das eine gute Entscheidung?

Uwe: „Es war eine ungewöhnliche und in gewissen Situationen auch schwierige Entscheidung. Wir ernteten anstatt Honig den ein oder anderen fragenden Blick. Sie ging für uns aber einher mit einer spannenden Zeit des Beobachtens, Hinterfragens und Staunens, die wir im Rückblick nicht missen wollen. Wir durften Verhaltensweisen und Fähigkeiten der Honigbienen kennenlernen, die wir ihnen so niemals zugetraut hatten.“

Welche Verhaltensweisen waren das zum Beispiel?

Christoph: „Zum Beispiel das Schwärmen. Es ist ein tolles Erlebnis zu sehen, wie sich ein Bienenvolk teilt. Und im weiteren Schritt ist es noch erstaunlicher, wenn ein Bienenschwarm von selbst, also ohne dass wir ihn vorher einfangen mussten, in den eigenen Bienenbaum einzieht.“

Was macht eurer Meinung nach ein gutes Bienenleben aus?

Uwe: „Wir haben Vermutungen, auf die wir natürlich im Buch näher eingehen. Auch die Wissenschaft geht aktuell dieser Fragestellung verstärkt nach. Letztendlich können aber nur die Honigbienen diese Frage selbst beantworten. Wahrscheinlich würden wir uns über ihre Antworten wundern.“

Gibt es überhaupt noch wirklich wilde Honigbienenvölker?

Uwe: „Ja, es gibt sie noch, die wilden Honigbienen, wobei man heutzutage von verwilderten Honigbienenvölkern sprechen müsste! Und nachdem sie eine Zeit lang ein wenig aus den Köpfen der Menschen verschwunden waren, kehren sie auch dort hin allmählich wieder zurück. Wilde Honigbienen waren für Millionen von Jahren das Normalste der Welt und sollten auch heute wieder ihren Platz einnehmen dürfen.“

Und was ist mit der Varroamilbe?

Uwe: „Die Varroamilbe ist in aller Munde: Vernichtet man die Varroamilbe, so scheint die Honigbiene und damit die Imkerei gerettet. Wir betrachten dies aus einem anderen Blickwinkel und möchten vielmehr Wege aufzeigen, wie die Honigbiene selbst in die Lage versetzt wird, mit der Varroamilbe in Koexistenz zu (über-)leben.“

Was ist aus eurer Sicht die größte Gefahr für die Bienen?

Christoph: „Das ist ein komplexes Thema. Die Veränderung des Lebensraumes, der Einsatz von Pestiziden, die Abnahme von Struktur- und Artenvielfalt, die Haltung der Biene als Nutztier, um nur einige Themen zu nennen, spielen hierbei eine Rolle. Bei der Fülle an Einflüssen verschwimmt das Prinzip von Ursache und Wirkung so sehr, dass niemand sagen kann, welches die größte Gefahr für die Bienen ist. Dennoch könnte man behaupten, dass es eine gewisse Gefahr bedeutet, wenn wir die Bienen nicht verstehen und somit ihre Bedürfnisse übersehen, weil wir sie schlichtweg nicht kennen.“

Ihr berichtet im Buch auch davon, dass einzelne eurer Bienenvölker gestorben sind. Wie seid ihr damit umgegangen?

Uwe: „In der Natur gehört das Sterben dazu. So überleben beispielsweise bei gewissen Singvögeln sieben von zehn Jungvögeln nicht den ersten Winter, hier erscheint es normal. Bei wilden Bienenschwärmen ist dies nicht viel anders. Die Gründung eines Bienenstaates ist ein gefahrvolles Unternehmen, welches nur die wenigsten bestehen. Wir mussten lernen mit dieser Tatsache umzugehen, denn sie ist unumgänglich und notwendig, sobald man der Natur ihren Lauf lässt.

Würdet ihr jemals wieder konventionell imkern? 

Christoph: „Nein. Für mich kommt das nicht mehr in Betracht, ich habe mich zu weit von dieser Form der Bienenhaltung entfernt. Deshalb muss man aber nicht gleich alles aufgeben, wie wir es getan haben. Wer Honig ernten möchte, hat ja auch die Möglichkeit den wesensgemäßen Weg mit den Bienen zu gehen.“ 

Wie sieht für euch die Imkerei der Zukunft aus?

Uwe: „Diese Frage haben wir für uns zunächst ausgeklammert, um unseren Blick auf die Bedürfnisse der Honigbienen zu fokussieren. Ein Bewusstseinswandel ist im Gange, das spüren wir ganz deutlich, und hieraus werden sich von selbst neue Ansätze für die Bienenhaltung der Zukunft ergeben. Aber nicht alles muss neu erfunden werden: Eine gutes Beispiel ist die Wiederbelebung der Zeidlerei, der traditionellen Waldbienenhaltung.

An wen ist euer Buch gerichtet?

Christoph: „Das Buch ist für alle, die mehr über die Honigbienen erfahren wollen und die auch ein wenig Spaß an unserer persönlichen Geschichte mit den Honigbienen haben. Man muss keinerlei Hintergrundwissen haben und kein Imker sein, um es zu verstehen. Vielmehr gibt es einen spannenden Einblick in das Leben der Honigbienen und in die aktuellen Diskussionen zum Thema.“

Wie können Menschen mit euch in Kontakt treten und sich weiter zum Thema informieren?

Christoph: „Wir sind über die E-Mail-Adresse post@wilde-honigbienen.de zu erreichen und würden uns freuen, hierüber mit Gleichgesinnten in den weiteren Austausch zu kommen, gerne auch im persönlichen Gespräch.“ Uwe: „Wer über das Buch hinaus mehr über die wilde Seite der Honigbiene erfahren möchte, der kann dies mit einem Besuch auf unserer Homepage wilde-honigbienen.de tun. Hier haben wir weitergehende Informationen, aktuelle Berichte und -ganz wichtig- auch Bilder aus dem Leben der wilden Honigbienen zusammengestellt.“

Pressekontakt:
Christoph Nietfeld, post@wilde-honigbienen.de, wilde-honigbienen.de

Pressemitteilung und Interview als pdf zum Download

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