Hausbesetzer, Kirchenbienen und Burgvölker

Wilde Honigbienenvölker ganz in unserer Nähe

Freuen Sie sich auch, ein wildes Honigbienenvolk „unter Ihrem Dach“ beherbergen zu dürfen – wir würden es tun!

Aber ein wildes Honigbienenvolk, welches sich seine Unterkunft im Dachgebälk eines Hauses oder in Hohlräumen an der Hausfassade gesucht hat, das kennen sicherlich die wenigsten. Vom Erdwespennest nahe der Hausterrasse oder vom Hornissennest im Rolladenkasten, davon haben die meisten schon einmal gehört. In allen drei Fällen, Wespe-Hornisse-Honigbiene, sollten Sie sich freuen. Denn die Tiere haben an oder in der Nähe Ihres Hauses ein Zuhause gefunden. Mit einem besonnenen Umgang ist in den meisten Fällen ein friedliches und für beide Seiten ungefährliches Nebeneinander möglich.

Das Scheunen-Bienenvolk

Ein wildes Honigbienenvolk, welches wir bei einer Radtour im Wendland entdeckten, hatte sich seine Unterkunft in der Holzfassade einer Scheune gewählt. Wir freuten uns über den regen Flugverkehr, sogar einige Drohnen flogen ein und aus.

Die Kirchenbienen

Ob die romanischen Baumeister dieser burgundischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert beim Bau der Wandnieschen ursprünglich Bienenunterkünfte im Sinn hatten? Sicherlich nicht. Rund ein Dutzend der Wandnieschen waren mit Bienenwaben besetzt. Viele davon waren die verlassenen, nicht bebrüteten, frisch-weißen Waben von Schwärmen, die die Sommersaison in der ungeschützen Niesche offensichtlich nicht überlebt hatten. Wir entdeckten aber auch Flugverkehr: Einige Bienenwaben waren dunkel und bebrütet und waren aufgrund des begrenzen Raumangebotes in der Mauerniesche über die Fassade hinaus ins Freie gewachsen. Ein Bienenvolk hatte sich in einen Hohlraum hinter einer Wandniesche einquartiert, dort herrschte reger Flugverkehr und es wurde reichlich Pollen gesammelt. Interessanterweise wurden nur die Wandnieschen an der Nordseite der Kirche von den Bienen genutzt. War die sonnenexponierte Südseite zu heiß für ein ungeschütztes Honigbienennest? Kamen die Schwärme eventuell aus den Hausgärten, die an die Nordseite der Kirche angrenzten? Es war September und somit konnten wir nicht sagen, ob einzelne der Bienenvölker den Winter selbstständig überlebten und sich im besten Fall im Frühjahr selber durch Schwärme vermehrten. Ein erneuter Besuch der „Kirchenbienen“ im März/April ist unausweichlich, um diese Frage zu beantworten!

Wilde Burg-Bienen

Im französischen Burgund hatten wir Glück mit den wilden Honigbienen. Dieses Honigbienenvolk hatte sich eine Mauerniesche einer Burg zur Unterkunft gewählt. Auch hier ragten die Waben über die Niesche hinaus ins Freie und sie waren gut mit Bienen besetzt. Die Bienen hatten das angrenzende Mauerwerk mit Propolis behandelt, was man an dem dunkel gefärbten Ring rund um das Honigbienennest gut erkennen konnte. Wir werden den Burgbesitzer anschreiben, um ihn zu seinen „Burg-Bienen“ zu befragen.

Nachbars Bienenvolk hinter der Klinkerfassade

Als ich im Juli einen Freund westlich von Köln besuchte -er war Anfang des Jahres hierhergezogen- erzählte er mir von einem wilden Bienenvolk bei seinem neuen Nachbarn. Ich fragte interessiert nach und es stellte sich heraus, dass das Bienenvolk nach Aussage des Nachbarn schon seit mehreren Jahren in einem Hohlraum hinter der Klinkerfassade wohnt und auch die letzten Winter überlebt hat. Dafür sprach, dass es in diesem Frühjahr geschwärmt war, was mein Freund bestätigte. Der Schwarm hing in der Linde, die direkt hinter dem Haus steht. Ein vom Nachbarn herbeigerufener Imker konnte den Schwarm nicht einfangen, weil er zu hoch hing. Am nächsten Tag war er verschwunden. Wie gerne ich wüsste wo der Schwarm eingezogen ist und wieviel Schwärme dieses Muttervolk wohl in den vorausliegenden Jahren bereits entsandt hat.

Nach einer weiteren erfolgreichen Überwinterung in Folge ohne menschliches Zutun schwärmte das Bienenvolk hinter der Klinkerfassde erneut, wie im letzten Jahr. Dieses Bienenvolk bildet eine wertvolle Basis für die genetische Vielfalt der in der Umgebung lebenden Bienenvölker, auch der von den umliegenden Imkern gehaltenen Bienen. Denn bei jeder Standbegattung können die Imker von der Überlebenskunst der „Klinkerbienen“ profitieren, indem sie Eigenschaften weitergeben, die ihnen helfen, auch mit der Varroamilbe fertig zu werden. Denn die Drohnen dieses Volkes fallen keiner Varroabekämpfungsmaßnahme zum Opfer und stehen somit für viele erfolgreiche Hochzeitsflüge zur Verfügung

Turm-Bienen

Wir hatten schon die Höhlenbäume im Dorf erfolglos abgesucht, da entdeckten wir noch zwei wilde Honigbienenvölker an diesem historischen Burgturm im sonnigen Vorpommern. Ob die Bienenschwärme mit den Nischen im Mauerwerk eine gute Wahl getroffen haben, wird der nächste Winter zeigen. Genügend Baumhöhlen hätte es in der Nähe gegeben. Nektar und Pollen von den Lindenalleen im Ort wurden fleißig eingetragen.

Wilde Honigbienen in alten Gemäuern

Alte Gemäuer wie diese sind fast schon ein Garant für die Beherbergung von Kolonien wild lebender Honigbienen. Und so wurden wir beim Besuch dieses slowenischen Schlosses gleich zweifach fündig.

Die erste Honigbienenkolonie -mit kleinerem Flugverkehr- hatte sich oberhalb des Torbogens in einem Mauerhohlraum links oben vom Fenster einquartiert. Im Schlosshof summte die blühende Linde, das machte Hoffnung auf mehr. Und so kam es dann auch: Ein zweites Bienenvolk entdeckten wir in einem Hohlraum der Außenmauer, mit sehr kräftigem Bienenflug und Pollen sammelnden Bienen.

Zu gern wüssten wir wieviel Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte (?) diese Nistplätze bereits von Honigbienen genutzt werden. Aber leider sind auch solche „traditionellen“ Nistplätze in Gefahr: Die Instandhaltungsarbeiten am Schloss schreiten voran und in den sanierten Gebäudeflügeln suchten wir vergeblich nach wilden Honigbienen in nicht mehr vorhandenen alten Mauernischen.

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