Mach Dir die Varroa zum Freund

Wir betrachten den „Dauerbrenner“ einmal aus einer anderen Perspektive

Die Varroamilbe ist seit Jahren in aller Munde. Vernichtet man die Varroamilbe, so scheint die Honigbiene und damit die Imkerei gerettet.

An dem Thema kommt Niemand, der sich mit Honigbienen beschäftigt, vorbei – und uns ging es da nicht anders. Beginnt man zu dieser Frage zu recherchieren, so stößt man unweigerlich auf ein nahezu nicht mehr überschaubares Überangebot an Behandlungsmethoden und Verfahrensweisen, gegen die Varroamilbe vorzugehen – wir möchten diese hier nicht wiederholen. Auch wir haben uns lange mit der Frage herumgeschlagen, welche Methode die Varroamilbe zu bekämpfen wohl die Beste sei. Für die Bienen, aber auch für uns.

„Irgendwann waren wir an einem Punkt angekommen, an dem uns diese Frage schlichtweg nur noch überforderte“

Da überraschte mich Uwe an einem unserer Treffen mit dem Satz: „Mach dir die Varroa zum Freund!“ Ich war zunächst sprachlos. Was sollte das nun wieder? „Mach dir die Varroa zum Freund?“ Das toppte alle meine bisherigen Überlegungen zum Umgang mit der Varroamilbe. Was hatte es damit auf sich? Nach dem Verzicht auf den Honig nun auch noch das Verbot, etwas gegen die Milben zu tun? Nein, das ging zu weit! Oder?

Uwe hatte diesen merkenswerten Satz aus seiner Seminarwoche an der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle, nahe Rosenfeld, mitgebracht. Dort hatte er das einwöchige Faschingsseminar zur wesensgemäßen Bienenhaltung besucht. Er berichtete begeistert über das, was er dort über die Bienen gehört und gelernt hatte. Und er hob mehrfach hervor, aus welchen verschiedenen Blickwinkeln doch die Bienen und ihr Wesen an der Fischermühle betrachtet wurden. Es schien für ihn eine prägende Woche gewesen zu sein.

Marco Bindelli, Philosoph, Anthroposoph, Menschenkundler und dazu noch ein ausgezeichneter Musiker, näherte sich dem Thema der wesensgemäßen Bienenhaltung von einer gänzlich anderen Seite – was sicherlich zu anfänglicher Skepsis des ein oder anderen wissensdurstigen Seminarteilnehmers führte. Da ging es dann um wirklich „Merkwürdiges“: Es wurden spielerisch Begriffe „geputzt“, wie zum Beispiel „stockdunkel“. Die gewohnte Anschauung der Menschen wurde einfach mal umgekehrt: „Was erwarten die Bienen von uns?“ Er stellte den Unterschied zwischen „Wissen“ und „Weisheit“ dar. Dabei ging es auch um Fehler, die zunächst gemacht werden müssen, und eigene Erfahrungen, die unser Denken und Handeln mindestens genauso prägen wie wissenschaftliche Erkenntnisse.

Marco Bindelli referierte über einen Paradigmenwechsel. Über die derzeit wachsende Erkenntnis, dass sich die Welt nicht allein aus wissenschaftlicher Sicht erklären lässt, und über die Notwendigkeit der Ablösung einer rein materialistischen Perspektive, hin zu einer, die die geistigen, feinstofflicheren Bestandteile der Welt stärker miteinbezieht. Er ermutigte die Kursteilnehmer dazu, ihre Sinne für die Wahrnehmung der Welt und insbesondere der Bienen wieder zu schärfen – weg vom künstlichen, hin zu einem künstlerischen Umgang mit den Bienen und einfach einmal etwas Überflüssiges wegzulassen, etwas, das sich nicht mehr stimmig anfühle – selbst wenn es der „guten (alten) imkerlichen Praxis“ entspräche. Warum nicht eine Richtungsänderung vornehmen, wenn sie überlebensnotwendig sein könne? Sprich: „Mach dir die Varroa zum Freund!“, denn du wirst sie mit keiner Restentmilbung der Welt ausrotten können. Du und die Bienen, du Mensch im Wesentlichen, du wirst dich mit der Varroamilbe arrangieren müssen. Deutlicher kann das Erfordernis eines grundsätzlichen Wandels in dieser Angelegenheit nicht formuliert werden. Und ich war dankbar, dass Uwe diese Eindrücke mit mir teilen konnte.

Was können wir auf der Seite der Bienen tun?

Möglicherweise dürfen wir uns heute von dem Zwang lösen, den vermeintlichen Feind weiterhin mit den härtesten Mitteln bekämpfen zu wollen. Nehmen wir die Varroamilbe stattdessen vielmehr als einen Weckruf wahr und schauen, was wir auf der Seite der Bienen dafür tun können, um diese darin zu unterstützen, eine überlebensfähige Koexistenz mit den Milben zu erreichen. Und wir denken, die Bienen würden dies schaffen, wenn wir sie nur ließen…

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