Pseudoskorpione als Untermieter

Mit dem Einzug von Pseudoskorpionen in unsere Bienenbehausungen änderte sich so einiges

Als vor einigen Jahren der Biologe Torben Schiffer seine Forschungsergebnisse zum Bücherskorpion -als natürlichem Feind der Varroamilbe und Freund der Honigbiene- veröffentlichte, machte diese in Vergessenheit geratende und somit neue Option zur natürlichen Bekämpfung der Varroamilbe schnell die Runde. Wie immer und überall gab es Befürworter und Skeptiker. Wie sollte eine Handvoll Bücherskorpione -wenn überhaupt- es schaffen, gegen Hundertschaften von Varroamilben anzukommen, argumentierten die Skeptiker. Ein sicherlich berechtigter Einwand, beschränkt man die Fragestellung auf das Verhältnis zwischen Bücherskorpion und Varroamilbe. Die Idee, die in Vergessenheit geratende Symbiose zwischen Honigbiene und Bücherskorpion zu reaktivieren, fiel bei uns auf fruchtbaren Boden und und wir begaben uns auf die Suche. Bücherskorpione, die hatten wir bisher in unserem Leben noch nicht zu Gesicht bekommen geschweige denn von deren Existenz gewusst.

Erste vermeintliche Erfolge, wie diese drei Kameraden, erwiesen sich als Fehlfunde in Form von Moosskorpionen. Aber Hand auf`s Herz: selbst von Moosskorpionen hatten wir bis dato noch nicht gehört. Um so größer war die Freude, als eines Tages ein Freund -mit einem Weckglas in der Hand- grinsend an der Haustür stand: Darin eine ganze Bücherskorpionsfamilie!

Er war beim Umbau eines alten Hühnerstalls zwischen den Brettern der Hühnerleiter tatsächlich fündig geworden. Warm, trocken, ausreichend Versteckmöglichkeiten in Holzritzen aller Art und eine nicht endend wollende Futterquelle in Form von Staubläusen und Hühnermilben. So wie es die Bücherskorpione offensichtlich gerne mögen.

Ein paar Tage unter Beobachtung -mit mäßigem Erfolg, denn Bücherskorpione lassen sich nur ungern außerhalb ihrer Wohnritzen blicken- und dann quartierten wir die neuen Untermieter unserer Honigbienen in Klotzbeuten -später auch in Strohkörbe- ein.

Und was hat sich seit diesem Tag und in den darauffolgenden Jahren geändert? Nun, die Varroamilben sind noch da. Das verwundert wenig, denn das wussten bereits die Skeptiker. Weitere Verwandte des Bücherskorpions, wie beispielsweise der Pseudoskorpion Allochernes wideri, scheinen sich in einer unserer Klotzbeuten eingefunden zu haben. Sie sind allesamt für den Nichtfachmann schwer zu unterscheiden, was unsere Freude über ihren Anblick jedoch nicht mindert. Welchen Beitrag diese Mitbewohner der Honigbienen -vor unseren Augen verborgen- leisten, wissen wir nicht. Aber sie werden ihre Aufgabe haben, davon sind wir überzeugt. Sicherlich nicht als „die Lösung aller Probleme“ aber als mindestens als ein kleiner Mosaikstein.

Ein viel größeres Gewicht geben wir einem andern Punkt: Wer Bücherskorpionen und anderen verwandten Pseudoskorpionen in Verbindung mit Honigbienen Unterschlupf geben will, der bietet nicht nur ihnen sondern auch seinen Honigbienen eine möglichst naturnahe Unterkunft an, wie zum Beispiel in Form eines hohlen Baumstammes, einer Klotzbeute oder einem Strohkorb. Und ein zweiter Punkt kommt dazu: Milben-Säure-Behandlungen und Pseudoskorpione schließen sich aus, möchte man keine Kollateralschäden riskieren. Und so begann für uns mit dem Einzug der Pseudoskorpione die behandlungsfreie Honigbienenhaltung. Und diese wiederum brachte neue Fragestellungen mit sich, veranlasste uns zum Nachdenken und führte zum weiteren Umdenken im Umgang mit unseren Honigbienen.

Wenn wir nach längerer Zeit wieder einmal die Deckel unserer Klotzbeuten öffnen treffen wir hin und wieder auf Pseudoskorpione. Ob es sich hierbei um die herbeigesehnten Bücherskorpione oder andere verwandte Pseudoskorpione handelt, überlassen wir dem geübtem Expertenauge. Sie scheinen sich sogar fortzupflanzen, denn wir finden auch deren Nester. Ob und wie sich ihre Anwesenheit zum Wohl der Honigbienen auswirkt, wissen wir nicht, aber wir freuen uns über ihren Anblick und über die Veränderungen, die sie in unserem Umgang mit der Honigbiene ausgelöst haben.

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